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Thomas Heinen: „Leder mit gutem Gewissen nutzen“

Lieber Thomas, Ihr zeigt mit Eurem Familienunternehmen Terracare®, dass Leder umweltfreundlich, ressourcenschonend und unter Achtung des Tierwohls hergestellt werden kann. Das finden wir genial und sind gespannt, Dich als PELY® Alltagsheld kennenzulernen!

Stell Dich am besten selbst kurz vor…

Thomas: >> „Ich bin verheirateter Familienvater von 2 Kids, Gerber in 4. Generation und gebürtiger Kölner – daher auch Kölsch-Trinker ;-). Ich wohne im Kreis Heinsberg, Nähe Mönchengladbach.“

Was sind Eure Werte bei Terracare®, nach denen Ihr Leder herstellt?

Thomas: >> „Transparenz in unserem Handeln und verantwortungsvoller Umgang mit unseren Ressourcen stehen für uns unter Terracare® im Mittelpunkt. Als Familienbetrieb pflegen wir zudem einen besonderen Umgang mit unseren Geschäftspartnern und unseren Kollegen. Vertrauen und Dauerhaftigkeit sind uns dabei wichtig.
Wir lieben Leder und sind stolz darauf, es geschafft zu haben, als letzter Oberledergerber noch in Deutschland zu produzieren. Dabei ist das Thema soziale Verantwortung und Arbeitsbedingungen für uns als Gerberei natürlich immer wichtig.
Also kurzum, wir stehen geschäftlich für die Werte, die wir alle im privaten Leben auch schätzen.“

Seit wann gibt es Euer Familienunternehmen und was waren Eure größten Meilensteine zum Thema Nachhaltigkeit?  

Thomas: >> „Mein Urgroßvater hat 1891 das Unternehmen hier in Wegberg gegründet. Damals gab es noch viele Gerbereien in Deutschland und ganz besonders auch hier in dieser Region am Niederrhein. Leider ist aber sowohl die Leder- als auch die Textilindustrie fast komplett nach Asien abgewandert – nicht zuletzt, um die gestiegenen Umweltauflagen in Deutschland zu umgehen.
Nachhaltigkeit ist eigentlich nicht geprägt von Riesenschritten, sondern von genau dem Gegenteil – viele kleine Schritte führen zum Ziel. Wir versuchen schon seit den 70er-Jahren kontinuierlich unsere Hausaufgaben beim Thema Umweltschutz zu machen, lange bevor Worte wie „Nachhaltigkeit“ oder „Greta“ durch die Social Media-Welt gejagt wurden. Das Ergebnis unserer Umweltanstrengungen kann sich heute sehen lassen – auch wenn wir sicherlich noch lange nicht angekommen sind. Die technischen Möglichkeiten gehen weiter und unser Anspruch und der Anspruch der Konsumenten ebenfalls. Wir freuen uns auf die nächsten Jahre, denn endlich ist das Thema Nachhaltigkeit in der Breite der Gesellschaft präsent.“

Was sind heutzutage Deine Aufgaben bei Terracare®?

Thomas: >> „Als Geschäftsführer der Lederfabrik bin ich als Vermittler und Anschieber unterwegs. Die gesamte Palette von Produktentwicklung, Kollektionen, Kunden, Maschinen, Umwelt, Personal läuft irgendwie über meinen Schreibtisch. Als kleiner Mittelständler haben wir zwar für die einzelnen Bereiche verantwortliche Kollegen, bei den wichtigeren Entscheidungen bin ich aber meistens mit im Boot. Es ist nie langweilig, so viel steht fest.“
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Was bewegt Dich zu einem „grünen“ Bewusstsein? Gab es einen speziellen Moment, der Dein Denken und Handeln verändert hat? 

Thomas: >> „Ich würde nicht sagen, dass ich ein besonderes „grünes“ Bewusstsein habe, sondern eher, dass ich mit normalem Verstand das mache, was ökologisch machbar und sinnvoll ist. Das eigene Handeln ökologisch zu hinterfragen, ist zwar im Moment super trendy, sollte aber doch eigentlich ganz normal sein, oder? Das private und geschäftliche Leben lassen sich bei dem ökologischen Handeln gar nicht trennen. Zu Hause dreht man im Kleinen den Wasserhahn aus, während man sich die Zähne putzt. In der Gerberei verbrauchen wir seit Jahren immer weniger Wasser pro Quadratmeter Leder. Wenn ich zu Hause einen Raum verlasse, mache ich das Licht aus, in der Firma produzieren wir mit BHKWs Teile unseres Stroms selber. Privat, wie auch geschäftlich, kaufen wir nur Ökostrom. Und – wir nehmen an Aufforstungsprojekten teil, um unsere CO2-Emissionen zu neutralisieren!“

Was macht Dich bei Terracare® am meisten stolz?

Thomas: >> „Uns ist das Thema Transparenz wichtig, denn wir wollen, dass unsere Kunden verstehen, was wir machen und Terracare® nicht als „green washing“ abgetan wird.
Die Gerberwelt war und ist eigentlich eine sehr verschlossene Welt. Jeder Gerber macht hinter verschlossener Türe sein Ding und hofft dabei, in Ruhe gelassen zu werden. Wir haben dieses Verhalten vor vielen Jahren durchbrochen und uns komplett geöffnet. Diese Grundhaltung hat sich über die Jahre verstärkt und als richtig erwiesen.“

 

Wo siehst Du Deine persönlichen Herausforderungen, Deinen Alltag umweltbewusst zu gestalten? Wo ist Deine Schmerzgrenze zwischen „gut für die Umwelt“ vs. „persönlichem Komfort, auf den Du nicht verzichten möchtest“?

Thomas: >> „Als Konsument ist es schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen, wenn man sich ökologisch verhalten oder auch ernähren möchte. Ich glaube, es ist nicht leicht, selbst wenn man den Willen hat, die richtige Entscheidung zu treffen, diese Wahl auch gut umzusetzen. Ist ein E-Auto wirklich besser? Ist ein teures Kleidungsstück ökologischer produziert als ein billiges? Sind alle Lebensmittel, auf denen Bio draufsteht, auch wirklich Bio?
Wir leben im Jahr 2020 und ich möchte auch entsprechend leben. Dazu gehört für mich persönlich sowie beruflich eine gewisse Reisetätigkeit. Mobilitätseinschränkungen sind wohl meine Schmerzgrenze.“

Was ist Dein Lieblingsstück, also Dein ganz persönliches „Green-Gadget“?  

Thomas: >> „Für mich bedeutet „green“ u. a. wenn ein Produkt lange genutzt wird. Gerade in der Modewelt ist es aber leider so, dass 60 % der produzierten Kleidung niemals getragen wird. Sneakers aus Kunststoffen werden maximal ein Jahr getragen – ökologisch eine Katastrophe.
Das absolute „green highlight“ für mich ist daher ein rahmengenähter, klassischer Herrenschuh aus Leder mit Ledersohle. Dieses „Gadget“ hält ein Leben lang und wenn die Sohle abgelaufen ist, kann er neu besohlt werden. So ein Lieblingsschuh wird von Jahr zu Jahr schöner. Leder mit der natürlichen Haut als nachwachsender Rohstoff, in Handarbeit hergestellt und genäht. Grüner geht’s fast nicht mehr.“

Wie läuft die Müllentsorgung bei Dir ab? Wählst Du Deine Produkte zum Entsorgen von Müll bewusst aus?

Thomas: >> „Wir trennen zu Hause Papier, Plastik und Organic. Den Organic- und Plastikmüll sammeln wir in Plastikmüllbeuteln. Den Papiereimer geben wir ohne Plastiksack in die Papiertonne.
Wenn es irgendwie geht, kaufen wir frische Lebensmittel ohne viel Verpackung ein. Da wir ländlich wohnen, ist dies sogar relativ einfach möglich. Bei den typischen Supermarktprodukten hat man aber häufig kaum eine Wahl verpackungsoptimiert einzukaufen. Ich vermute jedoch, dass sich dies in den kommenden Jahren stark ändern wird, da die Konsumenten das Thema immer besser verstehen.“

Wo holst Du Dir Deine Inspiration für Dein „grünes“ Bewusstsein?

Thomas: >> „Geschäftlich bin ich in verschiedenen Fachgruppen mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Lederbranche unterwegs. Dort befassen wir uns mit den Fragen Wasser- und Energieeinsatz, Verwertung von Nebenprodukten, Chemikalieneinsatz usw. Darüber hinaus lese ich Fachpresse und spreche mit Gleichgesinnten, wie dem Team von PELY®.“

Haha, das hast Du schön gesagt! 😉
Vielen Dank für das tolle Interview an Thomas.
Wir finden es total beeindruckend, was Ihr als Familienunternehmen in 4. Generation leistet – weiter so!

Wenn Ihr, liebe PELY® Community, Fragen an Thomas habt, kommentiert einfach unter diesen Beitrag!

 

Links*:

Website: 
https://www.terra-care.de/

Bildnachweise: eigene Fotos von Thomas Heinen

*Die enthaltenen Links sind keine werblichen Links.

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