Dr. Evelina Dineva von ‚Precious Plastic Hamburg‘: „Wir zeigen Euch, wie Ihr Plastik kreativ recyceln und Euren Plastikkonsum nachhaltig reduzieren könnt!“

Dr. Evelina Dineva von ‚Precious Plastic Hamburg‘: „Wir zeigen Euch, wie Ihr Plastik kreativ recyceln und Euren Plastikkonsum nachhaltig reduzieren könnt!“ 1_pely.de

Dr. Evelina Dineva von ‚Precious Plastic Hamburg‘: „Wir zeigen Euch, wie Ihr Plastik kreativ recyceln und Euren Plastikkonsum nachhaltig reduzieren könnt!“

Liebe Evelina, wir freuen uns auf das Interview mit Dir und darauf, Dich und Dein Team von „Precious Plastic“ als PELY® Alltagshelden kennenzulernen!

Dr. Evelina Dineva ist Aktivistin bei Precious Plastic Hamburg. Sie zeigt Menschen, wie sie selbst ihr Plastik kreativ recyceln und ihren Plastikkonsum nachhaltig reduzieren können. Stell Dich am besten selbst einmal kurz vor…

Evelina: >> „Ich bin eine von ca. 10 AktivistInnen des selbst organisierten Bürgerprojektes „Precious Plastic“ in Hamburg, kurz PPHH. Wir wollen Plastik als wertvolle Ressource begreifbar machen. Die Vision unserer Bildungsarbeit ist es, dem (Plastik-)Konsum durch einen informierten, kreativen und zugleich praktischen Umgang mit Plastik entgegenzuwirken. Hierzu bringt jede(r) von uns seine Expertise und seine Ressourcen ein.
Precious Plastic wurde von Dave Hakkens in den Niederlanden gegründet. Er hat vier einfache Maschinen entwickelt, die für das DIY-Recycling von Plastik notwendig sind.

Alle Baupläne sind für jeden zugänglich, damit jede(r) daran teilnehmen kann. Inzwischen ist Precious Plastic eine vernetzte Gemeinschaft, die weltweit gegen die Unmengen an Plastikmüll kämpft.

Recycling_precious plastic hamburg_pely.de

precious plastic hamburg_pely.de

Da wir ein ‚Open Source‘ basiertes, globales Netzwerk sind, sind wir nicht nur lokal aktiv, sondern eben auch global. Das PP-Netzwerk möchte sowohl ineffiziente Verbrauchsströme (Kreisläufe) identifizieren und aufbrechen als auch Bildungsarbeit leisten.“

Wie sieht Dein Alltag aktuell aus?

Evelina: >> „Als Pendelmama mit wechselnd-befristeten Universitätsjobs und Familienmitgliedern, die im Ausland leben, ist bei mir fast kein Tag wie der andere. Meine Arbeit bei PPHH beeinflusst mich dabei jedoch nachhaltig.
Als Mathematikerin und Kognitionswissenschaftlerin bin ich im Team für die Gestaltung der Lernaktivitäten verantwortlich. Dies ist ohne die Beiträge meines Teams jedoch nicht möglich. Sie verantworten außerdem unsere Recycle-Werkstatt, bauen die Maschinen sowie Gussformen oder kümmern sich um das Produktdesign.“

precious plastic hamburg_recycling werkstatt_pely.de

Was bewegt Dich zu einem „grünen“ Bewusstsein? Gab es einen speziellen Moment, der Dein Denken und Handeln verändert hat?

Evelina: >> „Mein Umfeld als Kind war das Bulgarien der 1970-80er. Der Mangel an Waren sorgte dafür, dass alles als wertvoll erachtet wurde. Das prägte mich ungemein. In der Bevölkerung herrschte ein Bewusstsein für die sorgsame und kreative Nutzung von Ressourcen. Jeder konnte Gegenstände reparieren oder war vernetzt mit Menschen, die es konnten. Als ich 1984 nach Hamburg zog, bestimmte plötzlich genau das Gegenteil mein Leben und enormer Überfluss beim Konsumieren machte sich in meinem Umfeld breit. Das war für micheine enorme Umstellung und ich kam damit eine lange Zeit nicht klar.
Meine Familie hat mich gelehrt, in allem Potenzial zu sehen und mir verschiedene Handwerksarbeiten beigebracht. Diese Bildung, die bei PPHH Technik, Naturwissenschaft und komplexe Systeme beinhaltet, halte ich für die beste Vorgehensweise gegen den Plastikmüll. Naturnah zu produzieren und DIYs (Handgefertigtes) machen Spaß und bereichern die persönliche Zeit von jedem. Für mich und meine Arbeit ist Bildung aber der größte Multiplikatoren-Effekt, um Positives für meine Mitmenschen und für unsere Umwelt zu erwirken.“


Was bereitet Dir besonders viel Freude am „Green-Lifestyle“?

Evelina: >> „Die Arbeit bei PPHH schenkt mir persönlich jede Menge Motivation. Ich kann hier mit engagierten Menschen zusammenarbeiten, mein Wissen und Handwerk teilen, Neues lernen und auch Erfolge sehen. Wenn ich auf den PPHH-Veranstaltungen ein Kind oder einen Erwachsenen zum Umdenken motivieren kann und ihre große Augen der Erkenntnis dabei sehe, ist das für mich ein erfüllendes Gefühl der Anerkennung. Im letzten Jahr hat PPHH den 1. Platz des Harburger Nachhaltigkeitspreises 2019 gewonnen. Das macht uns als Aktivisten-Team sehr glücklich.“

Wo siehst Du Deine persönlichen Herausforderungen, Deinen Alltag umweltbewusst zu gestalten? Wo ist Deine Schmerzgrenze zwischen „gut für die Umwelt“ vs. „persönlichem Komfort, auf den Du nicht verzichten möchtest“?

Evelina: >> „Die Zeit bzw. der Zeitmangel ist für mich der größte Klimakiller. Es hindert mich, kompromisslos umweltbewusst zu handeln. Auch das Fliegen ist eine Umweltsünde, die ich nicht verhindern kann. Da meine Familienmitglieder in den USA, Bulgarien, Mazedonien und Großbritannien leben, fühle ich mich „gezwungen“, auf dieses Verkehrsmittel zurückzugreifen, um sie zu sehen.“

Was ist Dein Lieblingsstück, also Dein persönliches „Green-Gadget“?

Evelina: >> „Mein Lieblingsstück ist ein leichter, modularer Vielzweckbecher aus Titan. Er ist Teil meiner Wanderausrüstung und ich kann ihn sehr gut an meinen Lieblingsrock mit Karabiner knüpfen. Das erlaubt mir, jederzeit einen Kaffee oder eine Suppe vom Kochtopf hieraus zu genießen.
Es gibt hier aber zwei wichtige Aspekte, auf die ich eingehen möchte:
Greenwashing-Aspekt Nr. 1: Ich halte es für gefährlich, in bestimmten Gegenständen Lösungen für Umweltprobleme zu suchen. Sie können beruhigend wirken, weil sie einem das Gefühl geben, was für die Umwelt zu tun. Wichtig ist jedoch aber immer, die erwünschte Wirkung im Großen zu erfassen. So gemessen, ist mein Vielzweckbecher bloß ein Statement meiner Einstellung zur Wertschätzung von wiederverwendbaren Produkten.
Greenwashing-Aspekt Nr. 2: Recycling kann auch in die Greenwashing-Kategorie fallen. Sobald verschiedene recycelbare Materialien kombiniert werden, ist es in der Regel nicht möglich, die Ursprungsmaterialien für die weitere Verwendung zu extrahieren. Insofern ist ein Recyclingzeichen ein Gefühl der Umweltverträglichkeit.
Diese komplexen Themen zu erkennen und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen, ist meine zentrale Arbeit bei PPHH. Die Umweltprobleme sind zu mächtig. Kein Mensch allein und kein Gadget werden es lösen.“

Wie läuft die Müllentsorgung bei Dir ab? Wählst Du Deine Produkte zum Entsorgen von Müll bewusst aus? Was benutzt Du selbst?

Evelina: >> „Privat optimiere ich meine Müllentsorgung nach dem Prinzip Müllvermeidung. Bei PPHH achten wir auf sortenreines Plastik und viele saubere Verpackungen, um diese recyceln zu können.“

Wo holst Du Dir Deine Inspiration für Dein „grünes“ Bewusstsein?

Evelina: >> „Mein nachhaltiges Bewusstsein rührt von meiner verwurzelten Lebenserfahrung sowie meiner gesellschaftlichen Erziehung in meinem Heimatland. Inspirieren lasse ich mich regelmäßig von Podcasts über Wissenschaft, Politik und Aktivismus oder auch live auf Fachtagungen. Meine Empfehlungen an Euch sind das ‚Science Radio‘ von BBC oder die Website www.crooked.com und www.sciencefriday.com. Hier findet Ihr spannende Podcasts zu den Themen Wissenschaft, Politik und Aktivismus.“

 

Vielen Dank, liebe Evelina, für Deine interessanten Einblicke bei „Precious Plastic Hamburg“!

Wenn Ihr, liebe PELY® Community, Fragen an Evelina habt, kommentiert einfach unter diesen Beitrag!

 

Links*:

Precious Plastic Hamburg:
www.instagram.com/preciousplastichamburg/

Bildnachweise:
Precious Plastic Hamburg

*Die enthaltenen Links sind keine werblichen Links.

Instagram
Vorheriger Beitrag
Gretchen von Fairmarry: „Es ist Zeit, nachhaltig zu heiraten!“
Nächster Beitrag
Frank Huschka: „So werden Unternehmen klimaneutral!“

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.